Division durch Null
Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf von der Europäischen Zentralbank (EZB) haben in einem Beitrag für die FAZ (17.9.2021) beschrieben, warum sie glauben, dass der Erfolg des Bitcoins nicht nachhaltig ist und das ‚Kartenhaus‘ in absehbarer Zukunft einstürzen wird. Hier ihre wichtigsten Argumente zusammengefasst:
- Bitcoin ist zu volatil und zu teuer im Betrieb, um die klassischen Funktionen des Geldes (Zahlungsmittel, Wertaufbewahrung) zu erfüllen.
- Bitcoin ist als Zahlungsmittel nicht effizient (u.a. lange Abwicklungsdauer von Transaktionen, mangelnde Akzeptanz bei Händlern).
- In einer wachsenden Volkswirtschaft wird die auf rund 21 Millionen begrenzte Gesamtzahl von Bitcoins zu einer Deflation führen. Zudem ist der angebliche Inflationsschutz durch die begrenzte Gesamtmenge illusorisch, da es alternative Krypto-Währungen gibt.
- Der temporäre Ausfall der digitalen Infrastruktur kann zu chaotischen Verhältnissen führen.
- Bitcoin hat keinen intrinsischen Wert und generiert weder Cashflow noch Dividenden.
- Technologien werden durch neue, bessere Technologien ersetzt werden; die Bedeutung des Bitcoin gegenüber anderen Kryptowährungen geht stetig zurück.
- Die Marktbewertung des Bitcoins ist rein auf Spekulation aufgebaut; diese spekulative Blase wird nur so lange funktionieren, solange es gelingt, einen „immer noch größeren Narren zu finden“.
- Die vermeintliche Demokratisierung des Geldsystems bleibt eine Vision: in der Realität ist die Mehrzahl der Bitcoins in der Hand von privilegierten Eliten (die hundert größten Bitcoin-Anteilseigner halten mehr Werte als die kleinsten 38 Millionen zusammen). Bemerkungen einzelner Prominenter (z.B. Elon Musk) können zu großen Kursbewegungen führen.
- Die hohen Kosten bei traditionellen Zahlungen über Ländergrenzen hinweg sind nicht auf die mangelnde Effizienz der Zahlungsmittel, sondern auf die regulatorischen Vorgaben, um Geldwäsche und Terror zu bekämpfen, zurückzuführen. Bitcoin-Zahlungen konnten sich diesen Anforderungen bisher noch entziehen.
- Ein nicht unerheblicher Anteil der Bitcoins wird für illegale Aktivitäten genutzt. Kritische Studien kommen auf einen Anteil von 40-50%.
- Bitcoin verschwendet Energie in riesigen Ausmaßen. Die Universität Cambridge kalkuliert den jährlichen Energieverbrach auf 115 Terrawattstunden, was etwa dem Energieverbrauch von Pakistan entspricht. Ursache ist i.w. das Fehlen eines glaubwürdigen Emittenten der Zahlungsmittel.